Werkverträge gesetzlich neu regeln

logo_werkvertragBeschäftigte, die über Werkverträge ihr täglich Brot verdienen müssen, stehen am Rande der Gesellschaft. Sie werden behandelt wie ein Arbeitnehmer dritter Wahl. Höchste Zeit zum Gegensteuern, denn Werkverträge breiten sich in immer mehr Branchen aus.

Das Ausgliedern von Arbeit über Werkverträge wird immer mehr zum angesagten Sparmodell für Unternehmen. Die skandalösen Zustände in Schlachthöfen, auf Baustellen und in Hotels, wo Scheinselbstständige für fünf Euro in der Stunde und weniger malochen müssen, sind nur die Spitze des Eisbergs. In mehr und mehr Branchen greifen Werkverträge um sich.

Die Betroffenen machen dieselbe Arbeit wie zuvor die Stammbelegschaft, nur für wesentlich weniger Geld und in direkter Konkurrenz: An zwei identischen Bändern bei einem Elektronik-Hersteller stehen sich Stammbeschäftigte und Werkvertragsbeschäftigte gegenüber. Die Betroffenen waren früher selbst mal Stammbeschäftigte. Bei einer Personalabbaumaßnahme schieden sie aus und kamen schließlich über eine Werkvertragsfirma wieder herein. Nur für weniger Geld. Und mit unsicheren Jobs.

Ungute Entwicklung

In den Betrieben ist mittlerweile eine Drei-Klassen-Belegschaft entstanden: Stammbeschäftigte, Leihbeschäftigte und Werkvertragsbeschäftigte. Die letzten in dieser Kette, die Werkverträgler, verdienen am wenigsten und haben die geringsten Rechte. Sie arbeiten mitten unter den Stammbeschäftigten, tragen dieselbe Kleidung, erhalten dieselben Anweisungen. Eigentlich nicht legal, da kein eigenständiges Werk mehr zu erkennen ist. Aber es wird vielerorts einfach gemacht.

Diese ungute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ist auch Thema der Beschäftigtenbefragung der IG Metall gewesen, deren Ergebnisse jetzt vorliegen. Über eine halbe Millionen Menschen in Betrieben wurden um ihre Meinung gefragt. Zwei Drittel (67 Prozent) haben zu Werkverträgen eine klar ablehnende Haltung. Sie finden, dass Werkverträge gesetzlich neu geregelt werden müssen. Es muss grundsätzlich gelten: „Gleiche Arbeit – gleiches Geld“.

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Arbeit als Ramschware

Die Beschäftigten fordern eine neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt. Auch wenn sie selbst nicht unmittelbar von Werkverträgen betroffen sind, sondern eine feste Anstellung haben, sind ihnen die Missbräuche durch Werkverträge durchaus bewusst. Ihnen ist klar, dass ihnen oder ihren Angehörigen selbst einmal ein solches Schicksal blühen könnte, wenn der Trend zu prekärer Beschäftigung in Form von Werkverträgen weitergeht.

Die Befragten wollen nicht, dass Arbeit zur Ramschware degradiert wird, sondern dass es in dieser Gesellschaft sozial gerechter zugeht. Das klassische sogenannte „Normalarbeitsverhältnis“ – also unbefristet, mit auskömmlichem und verlässlichem Einkommen und Absicherung durch die Sozialversicherungen – ist unangefochten das angestrebte Beschäftigungsmodell. Die Arbeitnehmer wissen, dass demgegenüber Werkverträge, Leiharbeit und Minijobs die Chancen auf sichere Beschäftigung – und damit auch auf ein planbares Leben – behindern statt fördern.

Leitplanken einziehen

Werkverträge gibt es auch in den Branchen im Organisationsbereich der IG Metall. In den Betrieben stellen Betriebsräte seit längerem einen steigenden Einsatz von Werkverträgen fest. So werden Sozialstandards unterlaufen, Stammarbeitsplätze bedroht und Lohndumping betrieben. Gefordert ist der Gesetzgeber, Leitplanken einzuziehen, die den Missbrauch von Werkverträgen verhindern. Auch wenn die Arbeitgeber versuchen, das Problem klein zu reden. Lohndumping und prekäre Beschäftigung passen nicht in eine Branche, die Milliardengewinne an die Aktionäre und Eigentümer ausschüttet.

Eine wirksame Kontrolle von Werkverträgen durch die Betriebsräte gibt es bisher nicht. Es gibt keine Informationspflicht des Unternehmens. Hier fordert die IG Metall zügig gesetzliche Veränderungen. Sinnvoll ist außerdem, die Kontrolle illegaler Arbeitsbedingungen durch Scheinwerkverträge durch den Bundeszoll zu verstärken. Denn nicht nur Beschäftigte werden um ihr gerechtes Entgelt gebracht, auch die Sozialkassen verlieren so an Einnahmen. Die billige Arbeit per Werkvertrag wird nämlich – und das ist nicht minder skandalös – am Ende für die Allgemeinheit richtig teuer.